Dinge, die ich Schülern weggenommen habe

1.) Lego Starwars Figuren. Der Junge hatte sie auf sein Buch gestellt und den sagenhaften Kampf von Darth Vader gegen Luke Skywalker nachgespielt, während der Rest der Klasse in eben diesem Englischbuch hinter das Geheimnis des verschwundenen Hasen kommen sollte – Where is Softy? Nach der Stunde hab‘ ich dem Kerlchen die Figuren zurückgegeben, damit das Gute gewinnen kann. Möge die Macht mit ihm sein, und der Hase ist eh nur bei den Nachbarn im Garten.

2.) Fingerskateboard. Was für ein raffinierter Schachzug der Spielwarenindustrie – sie verkaufen Zeugs, das offensichtlich extra dafür hergestellt wird, dass heimlich unter den Schultischen damit herumgealbert wird. Für die Unwissenden: es handelt sich um 7 cm lange Skateboard-Miniaturen, mit denen die Kinder irgendwelche Grinds und Ollies nachspielen können. Mit den Fingern auf den Brettchen.

3.) Flummi. Komplizierte Geschichte. Das Ding ist in einer Vertretungsstunde auf einmal aus der Richtung von Natalie zu Franz gehüpft. Ich hab‘ den Ball dann im Flug gefangen – Lehrer können sowas. Aber eigentlich war’s der Flummi von Xaver, der ihn nur Franz geliehen hatte, der ihn Genoveva eigentlich nur kurz mal zeigen wollte… (Namen geändert, aber das war ja wohl klar). Letztlich wollte ihn dann keiner wiederhaben; ich hätte ihn jedem gegeben, der mir irgendwie erklären kann, wieso genau er derjenige sein sollte, der ihn von mir zurückbekommt.
Letztlich hab ich ihn dann am Lehrerpult liegenlassen; es wird ihn schon der richtige eingesteckt haben.

4.) Gummiband in Giraffenform. Hab‘ ich nicht genau verstanden, war aber auf einmal ein must-have. Offensichtlich sogar ein Sammler-Item. Gummibändchen in Tierform: Sammelt sie alle. Man kann sie sich um das Handgelenk hängen, und wenn man hundert Stück hat, hat man viel Geld ausgegeben und sich Wolfgang Petrifiziert.

5.) Feuerzeug mit nackter Frau drauf. „Das können Sie nicht nehmen, das gehört meiner Mama.“ Die Mama wollte es dann aber doch nicht abholen. Am nächsten Elternsprechtag hätte ich es ihr noch geben können, aber sie hat mich nicht darauf angesprochen.

6.) Heft mit nackter Frau drin. Skilager, siebte Klasse. Eigentlich habe ich’s auch keinem Schüler weggenommen, sondern nur nach dem Zimmerausräumen am Abreisetag aus einem ansonsten leeren Schrank weggeworfen. Ähnlich wie beim Feuerzeug wäre wohl auch hier niemand gekommen, um das Heft abzuholen. Und die Szene im Bus wollte ich mir – und den acht Knaben aus dem Zimmer – auch sparen. Auf die Frage: „Wem gehört das?“ hätte sich entweder keiner gemeldet, dann hätte ich irgendwie rummeckern müssen… Oder es hätten sich irgendwelche Interessierte gefunden, die „erstmal gucken wollen“ , ob’s ihres ist.

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