Classroom English (für Englischlehrer, für wen denn auch sonst)

Nach einigen Semestern Anglistik-Studium und einem oder mehreren längeren Auslandsaufenthalten könnte man meinen, dass das Englisch eines jungen Lehrers über jeden Zweifel erhaben ist. Ist es ja auch – in Standardsituationen, im Pub, im Büro, oder im englischsprachigen Universitätsseminar, wenn es darum geht, das politische System der USA durchzukauen.

Im Klassenzimmer, wenn 50 oder 60 Augen auf dem Berufseinsteiger ruhen, da kann das Vokabular schonmal etwas wackeliger werden. Ein paar mögliche Fehler:

Open your books on page 28
Das sollte eher ‚at‘ sein – klingt auch moderner, so im Internetzeitalter. Ja, wenn erstmal alle auf Tablets umgestiegen sind, dann kann diese Arbeitsanweisung auch entfallen, dann lassen wir die Kids nur noch ’swipen‘.. Bis dahin brauchen wir sie aber wohl doch noch. Gern ergänzt um einen motivierenden Grund, warum die Schüler jetzt eigentlich ihr Buch aufschlagen sollen: Ist da vielleicht ein spannender/lustiger/interessanter Text? Zum Nachlesen: Eine Forendiskussion – inclusive einer Anekdote über eine Kollegin, die ganz trotzig einfach die falsche Formulierung verwendet.

How does it look like?
Ja, Bildbeschreibungen sind immer noch ein Standard im Englischunterricht, auch wenn keiner mehr genau sagen will, warum eigentlich. Zu was für Leuten erziehen wir die Kids da? Werden die Jugendlichen dereinst in ihren Gastfamilien den Bildband vom Coffee Table ziehen und dann ausführlich jedes Bild erklären? Dem interkulturellen Verständnis dient das schonmal nicht. Ah, und die Zeile oben ist falsch. What sollte es sein.

What can you see on the picture?
Unsere Bilderdeuter kommen so richtig in Fahrt, on this picture I can see a frog, on the upper left-hand corner there is a woman. In. On the picture ist vielleicht mal ein Fleck oder die Hand vom Gastvater, der versucht, dem Gastschüler den Bildband ‚beautiful beaches‘ zu entreissen, damit endlich mal Ruhe ist im Salon.

How do you call that?
Diese Fragestellung passt sehr gut in den Kontext einer Zauberschule, in der die Kinder das Beschwören von Gegenständen lernen, indem diese bei ihrem wahren Namen genannt werden. In anderen Schulen passt ‚What do you call that?‘ besser.

Let’s look at the Beamer.
Ja toll, die Lehrerin hat ihren BMW ins Klassenzimmer gestellt. Nicht? Schade, denn beemer ist eben der BMW. Der Projektor heißt projector.

„Ja, lernen die denn nichts an der Uni?“ Mögen jetzt entgeistert ein paar Bildungsbesorgte fragen. Doch, die lernen richtig viel. Berufseinsteiger verstehen etwas von Pädagogik und Psychologie, sind fit im Schulrecht und sicher auch in ihren Fächern – aber das Lernen als Lehrer, das hört nie auf.

Und was können die denn dann? Woran erkennt man jetzt wirklich die Berufsanfänger?

Am Enthusiasmus, an der Kreativität, am unbedingten Willen, jedem Schüler alles sofort beibringen zu wollen. Am topaktuellen Wissen, an der Nähe zur Lebens- und Erfahrungswelt der Schüler, und auch daran, dass sie unmittelbares Vorbild für diese Schüler sein können. Und ja: Das alles sind Vorteile – auch für die Schüler.