Internet-Recherche im Englischunterricht

Moderner Englischunterricht im 21 Jahrhundert. PC-Einsatz. Freie Internetrecherche, Themenstellung etwa „find out more about San Francisco“. Das ganze Internet als Steinbruch für Unterrichtsmaterial – und das kostenlos. Das klingt ja alles eigentlich erstmal ein bisschen arg modern, aber sonst recht harmlos – was sollen die Schüler schon finden? Fisherman’s Wharf, Alcatraz, Golden Gate Bridge. Google spuckt ja auch tolle Ergebnisse aus, oder? Oder?

So kann’s laufen:

1.) Der gelernte Weg. Die Schüler, wenn schon ein bisschen medienerprobt, fangen auf wikipedia.de an, und suchen sich dann durch das deutsche Internet weiter. Irgendwann finden sie sicher brauchbare Informationen. In der Zwischenzeit lesen sie viele deutsche Texte. Für den Englischunterricht vertane Zeit.

2.) Der beworbene Weg. Informationen ‚googeln‘, heisst’s. Das wahre Leben wird ergoogelt. Die tapferen Schüler wenden sich an google.de, finden deutsche Suchergebnisse zum Tourismus von San Francisco. Englisch lernt so auch keiner. Die Qualität der Suchergebnisse bleibt zufällig – ob jetzt wirklich Sehenswertes dabei ist oder nur Beworbenes und Suchmaschinenoptimiertes wird den Schülern erstmal verborgen bleiben.

3.) Der etwas raffiniertere Weg. Die Schüler werden auf www.google.co.uk geschickt, an der richtigen Stelle müssen sie dann auf „Ja, Englisch“ klicken. Wenn dann noch der Lehrer die Suchbegriffe eindeutig vorgibt, und er selbst zeitnah vor dem Unterricht die ersten paar Ergebnisseiten recherchiert hat, schonmal etwas brauchbarer. Wäre da nicht

3a.) Die Abkürzung. Schüler sind nicht doof. Niemals. Deswegen kommen sie auch schnell auf die glorreiche Idee, einfach einen automatischen Übersetzer anzuwerfen, wenn ihnen die ausgewählte Ergebnisseite zu schwierig ist. Logisch, auch so findet kein Spracherwerb statt.

4.) Der sichere Weg. Der Lehrer gibt vier bis fünf brauchbare Webseiten zum Thema vor, hat ein paar Fragen zum Textverständnis vorbereitet und lässt die Schüler dann offline damit weiterarbeiten.

5.) Der falsche Weg. Schüler sollen ‚mal irgendwas zu USA‘ finden. Die Ergebnisse können letztlich nur zwischen zwei Extremen schwanken: blankem Zufall und trivialem Unfug. Fatal, wenn die Schule keinen geeigneten Webfilter hat.

6.) Der originelle Weg. Auch hier gibt der Lehrer Webseiten vor, aber eben welche mit hohem Aufforderungscharakter. Arbeitsaufträge wie „findet das beste Motel für 65 Dollar pro Nacht im Grossraum San Francisco auf der website ‚tripadvisor.co.uk'“ sind realitätsnah und laden zur weiteren Kommunikation ein. Auch schön:“finde den zufriedensten Besucher in einem 5-Sterne-Hotel“ oder „finde die schlimmste Kritik an einem teuren Restaurant“.

Natürlich ist das nicht das letzte Wort – es gibt noch so viel mehr Arbeitsaufträge, Mittel und Wege… Der Bildchensuch-Weg, der Podcast-Weg, der Hochschul-Weg, der Old-Media-Weg, der Kindersuchmaschinen-Weg… Und zu Jugendschutz und Filtern sollte ich auch ‚mal etwas schreiben.

(Bildquelle: Ed Yourdon, flickr.)


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