So geht es wirklich: Stamm- & Expertengruppen-Methode (Stex)

Die Stamm- und Expertengruppen-Methode (Stex), auch als Gruppenmix, Gruppenpuzzle oder Jigsaw-Technik bekannt, ist ein relativ kompliziertes Unterrichtsverfahren, das bei den ersten Versuchen häufig nicht 100%ig funktioniert. Die Lehrer winken dann genervt ab, die Schüler sehen sich verwirrt an, und die eigentlich ganz attraktive Methode verschwindet zusammen mit dem Methodenhandbuch, aus dem sie kommt, irgendwo in den dunklen Eckens des Lehrerarbeitszimmers.

Im Groben: Die Schüler erarbeiten sich in Experten-Gruppen Wissen, das sie in anderen (Jetzt: Stamm-Gruppen) weitergeben. Durch das Selbstformulieren der gewonnenen Erkenntnisse werden diese verinnerlicht, und durch das Selbst-Herausfinden von wichtigen Teilaspekten üben und erproben die Schüler Fähigkeiten der Informationsentnahme und Informationsbewertung.
Bei der Weitergabe in den Stammgruppen üben die Schüler idealerweise noch ein paar Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit und Kritikfähigkeit, insbesondere die Fähigkeit zum kritischen Zuhören und Nachfragen.
Der Lehrer übernimmt die Rolle des Lernprozesshelfers und Beraters, und greift möglichst wenig ein.
Klingt doch erstmal gut.

Sollte soweit alles klar sein, kann der geneigte Leser jetzt auch zum Film herunterscrollen, der ist wirklich lustig und hat viel Arbeit gemacht.

Im Feinen: In meiner vereinfachten Musterklasse habe ich 16 Schüler. Alle sind heute da, ausserdem habe ich haufenweise Mobiliar, viel Platz und ein Thema, das sich logisch in vier Unterthemen aufspalten lässt. Das Thema ist eins von denen, die Schüler gut selbstständig bearbeiten können, und die Gruppe ist weitgehend homogen oder kann mit ihrer Inhomogenität soweit gut umgehen, dass sie die leistungsschwachen Schüler nicht komplett ausgrenzt.
Meine Schüler setze ich zunächst in vier Gruppen (A,B,C,D) zusammen. Auf Ihrem Gruppentisch finden sie eine Themenstellung, etwa „Why is X-mas important?“ oder „We’re planning a trip to London. Which sights shouldn’t we miss?“, verbunden mit dem Auftrag, richtig viel herauszufinden und in 30 Minuten ein gemeinsames Ergebnis zu präsentieren, und vier Kärtchen (1,2,3,4).
Die Kärtchen in der Hand, geht es nun in die Expertengruppen. Der Lehrer ist kurz gefragt, er sagt so etwas Tolles wie „20 minutes“ oder so. Noch ein paar individuelle Nettigkeiten dazu, es soll ja freundlich zugehen beim Fremdsprachenerwerb.
Es finden sich nun aus jeder Gruppe die Schüler mit der Karte mit der „1“ drauf zu einer Gruppe zusammen, die mit der „2“ zu einer anderen Gruppe und so weiter. An komplett neuen Tischen, ich habe ja genug Möbel. An diesen Tischen liegt motivierendes, individuelles, differenzierendes und authentisches Material zum Thema (etwa ein Riesenhaufen Zahlen und Statistiken zu Weihnachten in den USA, ein paar London-Kataloge und Stadtpläne oder auch ein paar Plätzchen und Rezepte dazu). Die Kids haben nach 20 Minuten (irgendwo im Klassenzimmer hängt sicher eine Uhr – bei bekannt langsamen Klassen kann auch in jeder Gruppe einer zum Timekeeper ernannt werden und Hüter der Eieruhr sein) Ergebnisse und gehen nun wieder in ihre Stammgruppen.

In den Stammgruppen trägt jeder das Ergebnis seiner Expertengruppe vor, die Stammgruppe kommt nun zu einem Zusammenschau-Ergebnis.
Dieses Zusammenschau-Ergebnis kann jetzt präsentiert werden.
Die meisten Didaktiker empfehlen zum Ende der Arbeitsphase noch eine kurze Evaluation einzuplanen, in der die Kids über das Gelernte und den Lernprozess selbst nachdenken. Der Hintergedanke ist klar: Auch die Lern- und Arbeitstechnik soll verinnerlicht werden. Ein Besinnungsaufsatz „Wie ich heute so meinen Englischunterricht gefunden habe“ ist jedoch nicht Sinn und Zweck der Sache.

Als Film:
Nachdem ich und meine Seminare mit den gängigen Beschreibungen in Didaktik-Handbüchern immer Probleme hatten, und ich auch für die ersten Stunden im Unterricht immer etwas lange gebraucht habe, um meinen Schülern zu erklären, was ich jetzt von ihnen erwarte, habe ich es mir jetzt einfach gemacht. Hier ist er:
StEx-Verfahren, der Smarties-Film.
Zunächst sammlen sich die Smarties in vier gleichfarbige Stammgruppen, mischen sich dann zu Expertengruppen, kommen dann wieder zurück an ihre ersten Plätze und werden zwischendurch ein bisschen vom dunklen Lehrersmartie unterstützt. So viel Arbeit war der Film dann übrigens doch nicht, ich musste nur die Smarties lange genug verteidigen.

 

 

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